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Warum scheitern manche Gründerinnen trotz bester Voraussetzungen – und warum halten andere durch, auch wenn alles dagegen spricht?
These: Gründerinnen scheitern nicht an fehlendem Wissen oder Kapital. Sie scheitern, weil sie kein Bild davon haben, wer sie werden wollen – und warum das überhaupt zählt.
Der Schmerzpunkt
Normalerweise erlebe ich mich als jemanden, der Zusammenhänge schnell erkennt und komplexe Situationen gut durchdringen kann. Doch ein Gespräch vor über zehn Jahren im Grandhotel in Augsburg brachte mich nachhaltig ins Grübeln und zeigte mir deutlich, warum genau diese innere Klarheit so entscheidend ist. Zwischen Bier und Musik führte ich damals eine angeregte Diskussion mit einem befreundeten Soziologiestudenten. Ich war überzeugt: „Es gibt nichts Besseres als eine Teambuilding-Maßnahme, um sich wirklich auf die Menschen im eigenen Team einzulassen.“ Mein Gesprächspartner widersprach entschieden: „Das sehe ich anders. Es gibt nichts Wirkungsvolleres als eine überzeugende und motivierende Rede.“ Diese Aussage überraschte mich und ließ mich irritiert zurück. Was hatte ich übersehen?
Heute interpretiere ich seine Worte anders: Eine innere Haltung, eine bewusste Entscheidung für oder gegen etwas, trägt oft weiter als bloße praktische Maßnahmen. Nicht umsonst heißt es, dass der Glaube Berge versetzen kann – eine Metapher für die Kraft der inneren Klarheit und Ausrichtung. Wenn eine Erkenntnis im Inneren fest verankert ist, folgen daraus Handlungen fast wie von selbst – mit weniger Widerstand, dafür aber umso mehr Überzeugung.

Der Irrtum der Effizienz
Sprich folgende Sätze aus und prüfe spontan, wie stark sie in dir lebendig sind:
Zeit ist Geld. Du musst nur machen. Wer rastet, der rostet.
Aber was, wenn Zeit nicht Geld ist, sondern Raum, dich selbst zu verstehen?
Was, wenn das ständige Tun dich nur weiter von deinem eigentlichen Warum entfernt?
Das „Warum“ als Identitätskern
People don’t buy what you do; they buy why you do it. – Simon Sinec
Simon Sinek hat ein ganzes Buch darüber geschrieben: Start with why.
Wir leben in einer Welt, in der die Möglichkeiten täglich vielfältiger werden, in der Zerstreuung und Ablenkung unbegrenzt scheinen und der Druck auf jeden Einzelnen enorm hoch ist. Gerade deshalb brauchen wir Klarheit über unser eigenes „Warum“.
Natürlich könnte man schnell demotiviert sein, wenn man sich ständig mit anderen vergleicht und das Gefühl bekommt, hinterherzuhinken.
Doch genau dann, wenn Angst und Zweifel dich ausbremsen wollen, lohnt es sich, genau hinzuschauen und der inneren Stimme, der Begeisterung und deinem Bauchgefühl zu folgen. Wofür brennst du wirklich? Was macht dich wütend? Welche Ungerechtigkeit treibt dich an? Wovon braucht die Welt mehr?
Veränderung beginnt heute, genau hier, in dir selbst.
Übung – Dein inneres Manifest
Nimm dir 10 Minuten Zeit und beantworte schriftlich:
- Was berührt dich so sehr, dass du darüber nicht schweigen kannst?
- Welche Ungerechtigkeit bringt dich innerlich zum Kochen?
- Wenn du morgen 10 Millionen hättest – was würdest du trotzdem tun?
Zwei Gründerinnen-Stories
Yasmin und das Café für stille Menschen
Yasmins Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie mächtig es ist, Klarheit über das eigene „Warum“ zu gewinnen.
Ausgangslage:
Yasmin war jahrelang Projektmanagerin in einem großen Konzern. Ihre Tage waren geprägt von endlosen Meetings, Präsentationen, Tempo. Nach außen hin erfolgreich – innerlich zunehmend leer
Konflikt:
„Ich kann einfach nicht mehr reden“, sagte sie irgendwann zu einer Freundin. Was für andere nach Smalltalk klingt, fühlte sich für sie wie Lärm an. In sich spürte sie einen Wunsch: Räume zu schaffen, in denen Menschen einfach sein dürfen – ohne Druck, ohne Performance.
Wendepunkt:
Bei einem Wochenendtrip nach Kopenhagen entdeckte sie ein kleines Café, in dem Stille erlaubt war – kein WLAN, keine Musik, Gespräche nur auf Wunsch. Tränen schossen ihr in die Augen. „Das ist es.“ In diesem Moment war ihr klar: Ihre Sehnsucht war kein Rückzug, sondern ein Ruf.
Lösung:
Zurück in Deutschland kündigte sie ihren Job. Drei Monate später eröffnete sie ihr eigenes Café in Leipzig: „Raum der Pause“. Menschen kommen dorthin zum Lesen, Schreiben, Atmen. Manchmal einfach nur, um in Ruhe zu sein.
Erkenntnis:
„Ich dachte immer, ich müsste lauter werden, um gehört zu werden. Aber mein Warum hat mich gelehrt: Ich darf Räume schaffen, in denen die Stille spricht.“
Aylas gerechter Kleiderschrank
Ausgangslage:
Ayla wuchs in einer Schneiderfamilie in der Türkei auf. Ihre Mutter arbeitete Tag und Nacht in einer Textilfabrik. Als Ayla nach Deutschland kam, studierte sie Modedesign – mit dem Traum, irgendwann Mode zu machen, die schön ist und fair.
Konflikt:
In ihrem Praktikum bei einer bekannten Marke sah sie hinter die Kulissen: Überproduktion, Wegwerfware, Ausbeutung entlang der Lieferkette. „Das kann doch nicht mein Beitrag zur Welt sein“, dachte sie sich. Sie zweifelte, ob sie überhaupt noch in der Branche bleiben sollte.
Wendepunkt:
In einem Vortrag hörte sie einen Satz, der sie durchfuhr: „Jede Entscheidung in deinem Kleiderschrank ist eine Stimme – für oder gegen Gerechtigkeit.“ Ayla wusste: Sie will Menschen helfen, bewusster zu wählen.
Lösung:
Sie gründete „Karma Kleiderschrank“ – eine kleine Boutique, die nur Kleidung von transparenten, ethischen Labels führt. Dazu gibt es Workshops: Wie erkenne ich Greenwashing? Wie nähe ich meine Kleidung um? Sie kombiniert Stil mit Haltung.
Erkenntnis:
„Ich wollte Mode machen – jetzt mache ich Bewegung. Mein Warum war größer als ich selbst, und genau deshalb trägt es mich.“
Impuls
Schreib deiner Zukunft eine E-Mail. Stell dir vor, du bist in drei Jahren erfolgreich – was sagst du dir rückblickend, warum du nicht aufgegeben hast?
Denn wenn dein Warum klar ist, hast du den wichtigsten Hebel, um auch schwierige Zeiten zu überstehen.
Ich freue mich darauf, mehr über dein Warum zu erfahren. Schreib mir gerne direkt eine E-Mail mit deiner Geschichte oder hinterlasse unten einen Kommentar. Lass uns gemeinsam Klarheit schaffen